Das andere Immunsystem mit Pollenfilter

Von Bernd Festerling

Von der eigenen Körperabwehr traktiert: Allergiker plagen sich außerhalb der Wohnung; zuhause lässt eine kontrollierte Wohnraumlüftung die Menschen aufatmen

Wenn Kinder erblich vorbelastet sind, müssen sie nicht automatisch zu Allergikern werden. Vererbung begünstigt jedoch eine frühe Sensibilisierung, die zu einer Erkrankung führen kann

Es ist nicht zu verstehen: Harmloser Blütenstaub schwebt durch die Luft und der Mensch – rastet aus. Eine Überreaktion. Pollen, eine Ansammlung kleiner Eiweißmoleküle, können dem Menschen eigentlich nichts anhaben. Unser hochentwickeltes Immunsystem kann sehr fein zwischen gut oder böse, eigen oder fremd unterscheiden. Im Normalfall. Was jedoch bei Allergikern das Abwehrsystem ausrasten lässt, ist unklar. Eine winzige Störung offenbar, ausgelöst durch das Allergen – und der gesamte Regelkreis bricht zusammen. Unsinnige Mengen an Antikörper werden produziert; Histamin, das „Notfallmedikament“ des Körpers wird ausgeschüttet. Tränende Augen und rote Nasen sind noch die geringeren Folgen.

Plagegeister haben Hausverbot

„Allergien sind zu einer regelrechten Zivilisationskrankheit herangewachsen“, sagt Dr. Lothar Breidenbach, Geschäftsführer des Bundesindustrieverbandes Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e. V. (BDH). „Besonders schlimm ist die Tatsache, dass immer mehr Kinder davon betroffen sind. In Deutschland leidet bereits jedes drittes Kind unter Allergien.“ Soweit die schlechte Nachricht des BDH-Geschäftsführers. Die gute: „Eltern mit Kleinkindern im Haus können für eine unbelastete Umwelt sorgen, wenn sie sich für eine kontrollierte Wohnungslüftung entscheiden. Immerhin halten wir uns bis zu 80 Prozent unseres Lebens in geschlossenen Räumen auf."

Hilfreiche Technik muss nicht immer sichtbar sein: Weit hinter dem Luftauslass verbirgt sich die Wohnungslüftungsanlage mit Pollenfilter

Technik hilft dem kranken Menschen

Ein System ersetzt das andere: Wenn das eigene Immunsystem nicht angemessen funktioniert, kann ein Lüftungssystem zuhause allergiekranken Menschen helfen. Kontrollierte Wohnungslüftungssysteme mit Feinstaub- oder Pollenfiltern schaffen praktisch allergenfreie Räume. So lässt sich die Belastung der Raumluft deutlich reduzieren, idealerweise für Allergiker nicht mehr spürbar. Vorsicht aber beim „Klebeeffekt“ der ungebetenen Gäste. Den kann auch die beste Lüftungsanlage nicht unterbinden: Pollen haften an Kleidern! Das Umkleiden im Schlafzimmer sollte deshalb tabu sein. Auch nach der Wäsche die Kleidungsstücke nie im Freien trocknen: Der „Klebeeffekt“ wäre enorm.

Das gute Gefühl, gesund zu wohnen

Die möglichen Ursachen einer Allergie wie Vererbung, veränderte Ernährung, kurze Stillzeiten oder kleine Familienverbände lassen sich auch durch den besten Schadstofffilter nicht aus der Welt schaffen. Anders bei Allergieauslösern: Kinder, die in schadstoffarmen Wohngegenden aufwachsen, entwickelten weniger Asthma als Kinder, die an stark befahrenen Straßen großwerden1. Für Abhilfe könnten hier Lüftungsanlagen mit Feinstaubfilter sorgen. Auch der Straßenlärm bliebe außen vor.

Bei allen Vorkehrungen, die Allergiker treffen können, um zu regenerieren und beschwerdefreier zu leben, sollte zudem ein bestimmtes Gefühl nicht unterschätzt werden: das gute Gefühl, gesund zu wohnen. Auch das kann zum Heilungsprozess beitragen.